Diese Representation der Todesfuge von Paul Celan entstand im Rahmen einer Hausarbeit zur Semantischen Annotation und Representation von Gedichten (und anderen kurzen Texten). Die Arbeit erweitert das computerlinguistische Tool Coiffeur um selbstgewählte Klassen, die den Wörtern hinzugefügt werden.

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Paul Celan – Todesfuge (1947)

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland

dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Vortrag

Ein Originalvortrag des Gedichts vom Autor. Zum Abspielen auf den «Play-Knopf» klicken.

Legende

Vordergrund

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Syntax:

  • Nomen
  • Pronomen
  • Artikel
  • Adjektiv
  • Verb
  • Adverb
  • Konjunktion
  • Subjunktion
  • Preposition
  • Reim
  • Asonanz

Fugenschema:

  • Dux
  • Comes
  • Ungerade Zeile
  • Gerade Zeile

Vorkommen (min.):

  • 1 Mal
  • 2 Mal
  • 3 Mal
  • 4 Mal
  • 5 Mal
  • 8 Mal
  • 10 Mal
  • 14 Mal
  • 19 Mal

Farben:

  • schwarz
  • blau
  • gold
  • aschenes

Geschlecht:

  • feminin
  • maskulin
  • unbestimmt
  • Luft
  • Erde
  • Musik
  • Arbeit
  • gut
  • böse

Tageszeiten:

  • Morgen
  • Mittag
  • Abend
  • Nacht
  • Anapher in Strophen
  • Anapher in Versen
  • Anapher in Strophen und Versen
  • Alliteration

Wiederholungen:

  • trinken
  • wir
  • er
  • Haar
  • spielt
  • Deutschland
  • Grab
  • Haus
  • Tod
  • Metapher: Schwarze Milch der Frühe
  • Metapher: Spiel mit den Schlangen
  • Metapher: Grab in den Lüften
  • Vergleich: ihr als Rauch

Oxymoron:

  • Schwarze Milch
  • Grab in der Luft

Parallelismus:

  • Margarete – Sulamith
  • Seine Rüden – Seine Juden

Hintergrund

Keine Auszeichnung ausgewählt.

Syntax:

  • Nomen
  • Pronomen
  • Artikel
  • Adjektiv
  • Verb
  • Adverb
  • Konjunktion
  • Subjunktion
  • Preposition
  • Reim
  • Asonanz

Fugenschema:

  • Dux
  • Comes
  • Ungerade Zeile
  • Gerade Zeile

Vorkommen (min.):

  • 1 Mal
  • 2 Mal
  • 3 Mal
  • 4 Mal
  • 5 Mal
  • 8 Mal
  • 10 Mal
  • 14 Mal
  • 19 Mal

Farben:

  • schwarz
  • blau
  • gold
  • aschenes

Geschlecht:

  • feminin
  • maskulin
  • unbestimmt
  • Luft
  • Erde
  • Musik
  • Arbeit
  • gut
  • böse

Tageszeiten:

  • Morgen
  • Mittag
  • Abend
  • Nacht
  • Anapher in Strophen
  • Anapher in Versen
  • Anapher in Strophen und Versen
  • Alliteration

Wiederholungen:

  • trinken
  • wir
  • er
  • Haar
  • spielt
  • Deutschland
  • Grab
  • Haus
  • Tod
  • Metapher: Schwarze Milch der Frühe
  • Metapher: Spiel mit den Schlangen
  • Metapher: Grab in den Lüften
  • Vergleich: ihr als Rauch

Oxymoron:

  • Schwarze Milch
  • Grab in der Luft

Parallelismus:

  • Margarete – Sulamith
  • Seine Rüden – Seine Juden

Weiterführendes Material

Informationen zum Autor

Aus der Wikipedia:
Paul Celan wurde in Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina in Nordrumänien in einer deutschsprachigen jüdischen Familie geboren. Er war der einzige Sohn von Leo Antschel-Teitler (* 1890 in Schipenitz bei Czernowitz) und dessen Ehefrau Fritzi, geb. Schrager (* 1895 in Sadagora); erste Wohnung in der Wassilkogasse in Czernowitz.
Celan besuchte zunächst die deutsche, dann die hebräische Grundschule, fünf Jahre das Rumänische Staatsgymnasium und bis zum Abitur am 3. Juni 1938 das Ukrainische Staatsgymnasium. Im selben Jahr begann er ein Medizinstudium in Tours, kehrte jedoch ein Jahr später nach Rumänien zurück, um dort Romanistik zu studieren. 1940 wurde die nördliche Bukowina und somit auch Celans Heimatstadt Czernowitz von der Sowjetunion besetzt. Celan konnte sein Studium zunächst fortsetzen. Als jedoch 1941 rumänische und deutsche Truppen Czernowitz besetzten, wurden die Juden in ein Ghetto gezwungen. Celans Eltern wurden 1942 deportiert. In einem Lager in Transnistrien starb sein Vater an Typhus, seine Mutter wurde erschossen.
Von 1942 bis 1943 wurde Celan in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern festgehalten und musste Zwangsarbeit im südmoldauischen Straßenbau leisten. Nach der Befreiung (Czernowitz wurde August 1944 von der Roten Armee eingenommen) kehrte Celan im Dezember 1944 nach Czernowitz zurück und nahm sein Studium wieder auf. 1947 ging er über Ungarn nach Wien und siedelte 1948 nach Paris über. Noch im selben Jahr erschien in Wien mit Der Sand aus den Urnen sein erster Gedichtband, der zunächst keine Beachtung fand.
Celan wurde mehrmals in psychiatrische Kliniken eingewiesen, z. B. vom 28. November 1965 bis 11. Juni 1966, weil er in einem Wahnzustand Lestrange mit einem Messer töten wollte. Im November 1967 entschieden er und seine Frau, getrennt voneinander zu wohnen. Sie blieben aber weiterhin in Verbindung.
Die Umstände und das Datum von Celans Tod sind nicht geklärt. Vermutlich am 20. April 1970 suchte er den Freitod in der Seine am Pont Mirabeau. Celans Leichnam wurde am 1. Mai 1970 bei Courbevoie, zehn Kilometer flussabwärts von Paris, aus der Seine geborgen. Er wurde am 12. Mai 1970 auf dem Friedhof Thiais/Val-de-Marne beigesetzt. An diesem Tag starb Nelly Sachs, mit der er freundschaftlich verbunden war.

Fuge

Aus der Wikipedia:
Die Fuge (von lateinisch fuga = „Flucht“) ist ein musikalisches Kompositionsprinzip, das durch eine besondere Anordnung von Imitationen gekennzeichnet ist.
Besonderes Kennzeichen der Fuge ist ihre komplexe Themenverarbeitung. Eine Fuge beginnt mit der Exposition der Stimmen: Die erste Stimme trägt das prägnante, kurze Thema vor. Dieser Themeneinsatz wird auch als Dux (lat. „Führer“) bezeichnet. Hierzu gesellt sich eine zweite Stimme, die das Thema nun als Comes (lat. „Gefährte“) auf die Oberquinte (bzw. Unterquarte) versetzt vorträgt.

ER von Immanuel Weissglas

Bereits sechs Monate vor der Todesfuge schrieb der rumänische Dichter und Schulfreund Celans Immanuel Weissglas ein Gedicht, das für die Entstehung der Todesfuge Pate stand:

Wir heben Gräber in die Luft und siedeln
Mit Weib und Kind an dem gebotnen Ort.
Wir schaufeln fleißig, und die andern fiedeln,
Man schafft ein Grab und fährt im Tanzen fort.

ER will, daß über diese Därme dreister
Der Bogen strenge wie sein Antlitz streicht:
Spielt sanft vom Tod, er ist ein deutscher Meister,
Der durch die Lande als ein Nebel schleicht.

Und wenn die Dämmrung blutig quillt am Abend,
Öffn' ich nachzehrend den verbissnen Mund,
Ein Haus für alle in die Lüfte grabend:
Breit wie der Sarg, schmal wie die Todesstund.

ER spielt im Haus mit Schlangen, dräut und dichtet,
In Deutschland dämmert es wie Gretchens Haar.
Das Grab in Wolken wird nicht eng gerichtet:
Da weit der Tod ein deutscher Meister war.

Weiterführende Links